Zum Andenken an den bekannten Bildhauer Ernst Barlach schuf der Bildhauerkollege Klaus Freytag eine Stele für den Bereich des Wohngebietes Distelberg, die 1996 an der Einmündung der
Ahornpromenade in die Niklotstraße aufgestellt wurde. “Wahrhaftiges, gehauen aus sprödem Sandstein“, titelte die Schweriner Volkszeitung vom 01.02.1996 dieses Ereignis. Klaus Freytag wurde 1951
in Gräfenthal/Thüringen geboren und erlernte von 1968 bis 1972 in Meißen den Beruf des Porzellanmodelleurs. Es folgte ein Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden im Fach Plastik.
Seit 1977 in Dresden freischaffend tätig, ab 1980 „Mecklenburger“.
(Der Zustand des Platzes an dem dies "Denkmal" steht und das "Denkmal" selbst, haben m. E. in keiner Weise eine Würdigung Barlachs dargestellt.)
Anmerkungen von Dieter Kölpien (Frühjahr 2019):
Als gebürtiger Güstrower möchte ich mich an dieser Stelle auch zu der öffentlichen Diskussion einer
Umgestaltung des Marktes unter Einbeziehung einer Barlach-Skulptur äußern. Wir haben in der Barlachstadt Güstrow zwei museale Einrichtungen und das Ernst-Barlach-Theater und seinen "Schwebenden"
im Dom, diese Stätten würdigen in hervorragender Weise das Andenken an den Künstler Ernst Barlach. Diese historisch gewachsenen Einrichtungen werden durch die Barlach-Stiftung, den Landkreis und
die Kirche mit höchstem Sachverstand durch qualifizierte Mitarbeiter geführt. Aus meiner Sicht verbietet sich eine Nachbildung einer Barlach-Skulptur durch einen Bildkünstler in Güstrow. Barlach
kann auf diese Weise nicht geehrt werden und hätte einer Entscheidung in dieser Form widersprochen.
Diese ablehnende Haltung hat sich bei mir durch eine intensive Beschäftigung mit Barlachs Leben in Güstrow herausgebildet.
Zur Erinnerung:
Barlach lebte ab 1910 gemeinsam mit seiner Mutter und seinem Sohn zurückgezogen in Güstrow. Der Künstler kümmerte sich um seine Kunstwerke und mied die Öffentlichkeit. Das Verhältnis zu den
Güstrowern war distanziert. Dennoch war er der Stadtverwaltung gegenüber in irgendeiner Weise dankbar und schenkte der Stadt die Kleinplastik “Dorfgeiger“, die Bernhard A. Böhmer am
30.07.1931 an den damaligen Bürgermeister Dr. Heydemann überreichte.
Heydemann bedankte sich schriftlich für das selbstlose Geschenk. Es fand einen repräsentativen Platz im Rathaus.
Der Rat der Stadt Güstrow hatte zuvor 1930(!) den Beschluss gefasst, den Birkenweg am Inselsee-Kanal als Ernst-Barlach-Weg zu benennen.
Für die beabsichtigte Ehrung bedankte sich Barlach in einem Brief, lehnte sie jedoch dauerhaft ab.
Der spätere NS-Bürgermeister Lemm ließ das Barlach-Geschenk „Dorfgeiger“ für wenig Geld verschachern und buchte den Erlös zugunsten der als Ahnenhalle umgestalteten
Gertruden-Kapelle.
Nach dem Kriege setzte sich die Stadt über Barlachs Willen hinweg. Der Weg wurde zum Barlach-Weg umgewidmet.
Die Universität Rostock bot Barlach die Ehrendoktorwürde an, er bedankte sich und schlug diese aus.
Ich wage zu behaupten, dass der bescheidene Barlach es auch abgelehnt hätte, Ehrenbürger der Stadt Güstrow zu werden und auch einer Namensgebung Barlachstadt Güstrow nicht zugestimmt hätte.
Dieser Künstler war nicht eitel und wünschte sich in aller Bescheidenheit kreativ arbeiten zu können.
Seine ablehnenden Reaktionen auf zuvor beabsichtigte öffentliche Ehrungen lassen diesen Schluss zu. Barlach wollte in Ruhe und Zurückgezogenheit in Güstrow leben und arbeiten, dass sollte
dauerhaft respektiert werden.
Der Bürgermeister und die Barlach-Stiftung sollten reges Interesse daran zeigen, mit dem derzeitigen Eigentümer des „Dorfgeigers“ in Verbindung zu treten, um einen Rückkauf zu versuchen. Der
„Dorfgeiger“ (ggf. auch eine Abformung) könnte dann wieder an seinem alten Platz im Rathaus aufgestellt werden.
Dieses wäre mit Sicherheit nicht nur eine bedeutende historische Geste gegenüber Barlach, sondern auch eine von Barlach geschätzte Ehrung.
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