Gedenkstein für die Opfer stalinistischer Willkür

Unter der Kastanie vor dem ehemaligen Untersuchungsgefängnis am Schlossberg erinnert seit 1996 ein schlichter Findling an die Opfer stalinistischer Willkür.
An diesem Weg zum ehemaligen Güstrower Gefängnis begann für viele Bürger zwischen 1945 und 1989 eine leidvolle Zeit.
1946 waren im Güstrower Gefängnis 83 Personen aus dem damaligen Mecklenburg wegen angeblicher antisowjetischer Untergrundaktivitäten zu regelmäßig zehn Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Mit wenigen Ausnahmen waren dies Jugendliche im Alter zwischen 15 und 19 Jahren. Fünf wurden zum Tode verurteilt und in Güstrow erschossen (SVZ vom 30./31.1 0. 2018). Die Verurteilten wurden 1993 von der russischen Generalstaatsanwaltschaft rehabilitier. Die Schüler Klaus Frehse (1927-1952), Karl-Heinz Köhn (1928 – unbekannt in Aue verschollen), Manfred Kofahl (1928 – 1952), Ohland Ohde (1927-1949), Fritz Reppin (1928-1948), Günter Biel (1929 – 1948) und Joachim Rebs waren Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr in Güstrow und wurden in der Nacht vom 20.zum 21.05.46 im Spritzenhaus in der Baustraße von einem sowjetischen Militärkommando verhaftet. Zuvor waren bereits Karl Garbe (1924 – 1948) und Werner Waßmann (1928 – 1950) verhaftet worden. Alle genannten wurden gemeinsam mit Willy Mense (1925 – 1948) am 11.09.46 von einem Sowjetischen Militärtribunal im Namen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken wegen „illegaler Gruppenbildung“ zu langen Haftstrafen verurteilt. Joachim Rebs überlebte als einziger, er wurde am 31.03.1995 vom Obersten Militärstaatsanwalt in Moskau rehabilitiert.
Das Landgericht Güstrow verurteilt im Namen des Volkes am 13.12.1951 den Schüler Winfried Werwath wegen Verstoßes gegen Art. 6 der Verfassung zu 10 Jahren Haft. Die Güstrower Stadtvertretung beschloss die würdevolle Herrichtung des Gedenkortes mit einer Umfriedung und der regelmäßigen Pflege des Ortes durch den Bauhof der Stadt Güstrow (SVZ 30./31.10. 2018).