17.2.1 Studie über die Anfänge des optischen Nachrichtenwesens mit "hölzernen" Telegrafen

Eine Einführung
Bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts beschränkte sich die „Telekommunikation“ auf die Überbringung von Nachrichten durch berittene Botendienste, Transporte per Postkutsche und Schiff. Mit diesen Hilfsmitteln war es schon sehr früh möglich, Nachrichten auf physischen Datenträgern (z.B. Papier) an Menschen an fernen Orten zu übermitteln. Allen gemein ist der Nachteil des je nach Entfernung und äußeren Umständen unterschiedlichen Zeitraumes, der zur Übertragung notwendig ist. Einfache Botschaften konnten, z.B. durch eine Kirchturmuhr (optisch) oder die Kirchenglocken sowie Posthörnern (akustisch), übermittelt werden, allerdings mit sehr begrenzter Reichweite.

Die Entwicklung erster Flügel-Telegrafen erfolgte durch den französischen Forscher und Erfinder Claude Chappe im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts in Frankreich. Allmählich setzte sich diese neue Technik, die auf einer optischen Übertragung mechanisch beweglicher Teile zur Darstellung von Zeichen (meistens aus Holz, daher auch hölzerne Telegraphie genannt), sowie einer Aneinanderreihung von bis ca. 10 Meilen voneinander entfernten, gegenseitig per Teleskop beobachtbaren Telegrafentürmen basiert, auch in anderen Ländern durch.

 

Zunächst wurden durch vordefinierte, nach gewissen Zeiträumen und wechselnden Positionierungen der Anzeigeeinrichtungen, Zahlen übertragen, die mittels Codebücher in Sprache rückübersetzt wurden. Später konnten einer speziellen Positionierung der Anzeigeeinrichtungen direkt Buchstaben zugeordnet werden. Somit war erstmals eine effizientere Übermittlung von Daten, z.T. über Ländergrenzen hinweg, möglich. Allerdings war diese Technik, durch die noch vergleichsweise sehr geringe Kapazität, zunächst nur von Regierungen nutzbar. Aufgrund des in dieser Zeit relativ verbreiteten Vertrauens in die optische Telegrafie konnten sich der nahezu zeitgleich von Cooke und Wheatstone (England) entwickelte elektrische „Nadel –Telegraf“ und der „Morseticker“ von Morse (USA) nur sehr schwer verbreiten. Nach deren Durchbruch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kam es zu einem rasanten Ausbau des Netzes, verbunden mit den Möglichkeiten privater und geschäftlicher Nutzung sowie aufkommenden Standardisierungen durch die ITU (ehemals „International Telegraf Union“, heute „International Telecommunication Union“).
Der Telegraf brachte einschneidende Veränderungen der Gesellschaft in vielerlei Hinsicht mit sich, die erstaunliche Ähnlichkeiten mit denen aufweist, die das moderne Internet heute verursacht.

 

 

Die sogenannte "hölzerne" Telegrafie wurde in den mecklenburgischen Großherzogtümern nicht eingesetzt.