15.15 Der Turm der Post muss nach 100 Jahren dringend erneuert werden

Die beeindruckenden aber leider auch sehr schlechten Fotos von der Turmsanierung stellte der Güstrower Postler Manfred Sievert  2017 ins Internet. Er hat selbst im Postbauwesen in Güstrow gearbeitet. Ich denke, dass die Einmaligkeit der gesammelten Bilder trotz der teilweise schlechten Bildqualität eine sehenswerte und beeindruckende Dokumentation des komplizierten technologischen Geschehens zeigt und daher aus stadtgeschichtlicher Sicht rechtfertigt. Schade, dass uns kein besseres Bildmaterial zu diesem Ereignis zur Verfügung steht. 

Der Turm ist die besondere Zierde des 1896 fertiggestellten Kaiserlichen  Postamtes zu Güstrow. Der Reichstag hatte, nachdem der Rat der Stadt Güstrow eine Zuschuss von 34000 RM bewilligte, die Errichtung des repräsentativen Bauwerks beschlossen. Mit der Reichgründung wurde die Zusammenlegung von Postämtern und Staatstelegrafenstationen entschieden, die erst um 1876 in Güstrow erfolgte. Damals waren beide Einrichtungen in der Domstraße 6 untergebracht, wo seit 1892 dann auch noch die Handvermittlung der Stadtfernsprecheinrichtung mit 29 Fernsprechteilnehmern untergebracht war.
Die Türme der Postanstalten entstanden erst mit der Entwicklung des  Telegrafen- und Fernsprechwesens. Die Drähte führten damals bis 1929 von den Fernsprechapparaten über die Dächer zum Turm und wurden an Vermittlungsschränken im oberen Teil des Gebäudes verbunden. Diese Aufgabe führten zuletzt die "Fräuleins vom Amt" aus. In Güstrow wurde der handvermittelte Fernsprechortsverkehr durch umfangreiche Verkabelungen und der Einführung des Wählverkehrs bis Anfang um 1930er beendet.