12.3 Chronik des Güstrower Brinckman-Brunnens


 

"Voß un Swinegel - ore dat Brüden geiht üm"

 Güstrower Brinckman-Denkmal 


Die Geschichte von unserem 

Güstrowschen 
Brinckman-Brunnen

zusammengestellt 
von den Güstrower Plattsnackern

  Behrend Böckmann und Dieter Kölpien
unter
Verwendung von

    nachstehenden Quellen:
- John Brinckman, Briefe, Dokumente, Texte; Band III Güstrow (2) Editions- und

Rezeptionsgeschichtliches (1854 - 1934); Erarbeitet und herausgegeben Wolfgang Müns; Verlag Schuster Leer, SCHRIFTENREIHE DES INSTITUTS FÜR NIEDERDEUTSCHE SPRACHE;
- Dokumenten und Bildern aus dem Bildarchiv von Rainer Benox,
- dem Güstrowschen Stadtarchiv "Heinrich Benox",            -- Studien über Brinckmans Leben und Werk von Wolfgang Müns, 
Herausgeben von R. Goltz, U. - T. Lesle und F. Möller Reihe: Dokumentation Nr. 28), 
- der WEB-Site - www.guestrow-history.de -
und
- mit freundlicher Unterstützung durch Güstrower Mitbürger, bei denen wir Autoren uns herzlich bedanken.
Behrend Böckmann, Dieter Kölpien 


Schicken wir unseren Ausführungen Geschichte zwei Internet-Einträge und eine weitere Information zum Brinckman-Brunnen voraus:
1. Information:

„Der Brunnen ‚Fuchs und Igel’ steht seit dem 3. Juli 1908 an der damaligen Bleicherstraße unterhalb des Pferdemarktes. Er wurde zu Ehren von John Brinckman errichtet, welcher die 1854 erschienene Novelle vom ‚Voss un Schwinegel’ schrieb. Der niederdeutsche Erzähler und Lyriker wurde 1814 in Rostock geboren und starb 1870 in Güstrow. 1849 erhielt er eine Anstellung am Güstrower Realgymnasium. Sein Wohnhaus ließ er sich 1860 in der Hansenstraße errichten.

John Brinckmans ältester Sohn stiftete den Brunnen. Den Auftrag erhielt 1908 der Plauer Bildhauer Wilhelm Wandschneider.

 Auf der Granitstele befindet sich ein Portraitmedaillon des Dichters. Die Brunnenfiguren Fuchs und Igel sind aus Bronze gegossen.“ http://www.guestrow-tourismus.de/kategorie/brunnen-fuchs-und-igel-vo%C3%9F-un-swinegel

Dieser Brunnen soll immer wieder die Güstrower und ihre Gäste an die Verdienste John Brinckmans erinnern. Hat er sich zu Lebzeiten unermüdlich für den Erhalt unserer niederdeutschen Muttersprache eingesetzt, so ist er heute ebenso wie Ernst Barlach und Heinrich Seidel ein Werbeträger für Güstrow, für Nebelow, wie Brinckman seine Stadt an der Nebel in einer seiner Erzählungen nennt.

 

2. Information:
John-Brinckman-Brunnen (Voß un Swinegel)

„Bildhauer Prof. Wilhelm Wandschneider (Charlottenburg), Steinmetzmeister Heinig (Rostock), Enthüllung 03.07.1908.

Das Denkmal nimmt Bezug auf die erste Veröffentlichung der Erzählung – ‚Voß un Swinegel - ore dat Brüden geiht üm’- von John Brinckman durch den Güstrower Verlag Opitz im Jahre 1854. Stifter des Denkmals war der älteste Sohn des Dichters, Max Brinckman. Das runde Relief an der Stele zeigt John Brinckman und ist diesbezüglich dem Relief auf dem Grabstein des Dichters sehr ähnlich. Zu Veränderungen der Fernstraßenführung wurde der Standort des Denkmals 1967 geringfügig in Richtung Schnoienbrücke verlegt. Beim Fällen einer Linde wurde seinerzeit sehr unvorsichtig gearbeitet, so dass diese auf das Denkmal fiel und dieses umstürzte. Schäden dieses Umsturzes sind noch heute an der Brunnenstele sichtbar. 2002 wurde dem Denkmal erneut ein Schaden zugeführt. Der ‚Swinegel’ (Igel) wurde in der Nacht vom 03.02.2002 zum 04.02.2002 durch Vandalismus vom Denkmal entwendet. Die kleine Bronzefigur wurde mit Gewalt aus der bronzenen Grundplatte am Brunnenrand herausgebrochen. Die Empörung der Güstrower Bevölkerung griff die „Schweriner Volkszeitung“ auf. Ihr Aufruf führte dazu, dass am 06.02.2002 eine Streife der Polizei die Skulptur am bisherigen Standort am Denkmal wieder entdeckte. Der oder die unbekannt gebliebene(n) Täter zeigte(n) offenbar Reue. Der Diebstahl in besonders schwerem Fall kam durch die Stadt zur Anzeige und wurde nicht aufgeklärt. Das Denkmal konnte durch den Kunstgießer Horst Borchard aus Kyritz wiederhergestellt werden. Heute steht der Swinegel wieder an seinem angestammten Platz am Rande des John-Brinckman-Brunnens. Wohl jedes Güstrower Kind hat mindestens einmal den persönlichen direkten Kontakt zu den beiden Brinckman-Figuren gehabt, wovon die blanke Nase des Igels und die Ohren und der Fang des Fuchses zeugen. Abformungen von ‚Voss’ und „Swinegel“ befinden sich nun im Museum der Stadt Güstrow.“


Eine 3. Information zum Brinckman-Brunnen können wir der Dokumentation Nr. 28 in der Schriftenreihe des Instituts für Niederdeutsche Sprache in Bremen entnehmen. Die Herausgeber R. Goltz, U. - T. Lesle und F. Möller schreiben:


Der John-Brinckman-Brunnen in Güstrow -1908 -

Der Güstrower ‚John-Brinckman-Brunnen’ wurde initiiert und finanziert durch den ältesten Sohn des Dichters, Maximilian Brinckman, Unternehmer in Harburg (b. Hamburg).

 In der im Stadtarchiv Güstrow aufbewahrten Akte mit den Archivalien zum Brinckman-Brunnen der Stadt heißt es mit Datum vom l8. Dezember 1907 am Ende eines Schriftstückes vom 12. Dezember 1907:

 ‚In der heutigen Sitzung des Bürgerausschusses mit Dank für die Stiftung genehmigt!’ 

Das Schriftstücke selbst, unterzeichnet vom Senator Kluge, aus dem sich alle notwendigen Details und Daten ergeben - aus diesem Grund soll aus der Akte nicht weiter zitiert werden - hat folgenden Wortlaut:

Der Konsul Max Brinckman zu Harburg erschien heute auf dem Rathause in Begleitung des Bildhauers Professor Wandschneider zu Charlottenburg, und erklärte mir, dass er sich entschlossen habe zum Andenken an seinen Vater John Brinckman der Stadt monumentalen Brunnen zu überweisen, den er vom Bildhauer Wandschneider ausführen lassen wolle. Zugleich übergab er das schon hergestellte Modell des Brunnens. Der Brunnen soll aus Granit bestehen; eine etwa 4 m hohe und 75 cm breite Säule wird als Bronze-Relief das Porträt Binckmans zeigen und unten am Rande des Wasserbeckens werden die bekannten Gestalten des Fuchses und Schweinigels in Bronze aufgestellt.

Als Platz für den Brunnen hatten beide Herren die Anlagen neben der Eisenbahnstraße ausersehen, und zwar ziemlich in der Mitte vor zwei zusammenstehenden Linden.

Wir haben heute Nachmittag den Platz besichtigt und die Stelle für das Denkmal genau ausgesucht. Ich habe die feste Überzeugung, dass dieser Brunnen für die Stadt eine große Zierde und ein bedeutsamer Schmuck werden wird; dafür bürgt auch schon ohne Weiteres der Name des schaffenden Künstlers, zumal da auch der Konsul Brinckman reiche Mittel hierzu zur Verfügung gestellt hat.

Die Stadt wird die Kosten der Fundierung und Aufstellung zu übernehmen haben sowie die der Wasserleitung und Sielung, um den Brunnen, wie es der Wunsch des Spenders ist, ständig laufen zu lassen, falls nicht die Witterung es verbietet...“

Aus diesen drei Informationen erfahren wir etwas über den Standort des Denkmals, wer der Stifter (Spender) ist, welcher Künstler mitgewirkt hat, wann es errichtet wurde, unter welchen Bedingungen der Brunnen durch die Stadt unterhalten werden muss...


Über den Stifter Konsul Max Brinckman

Max Brinckman - mit vollem Namen Maximilian Felix Alexander - war der älteste Sohn von John und Elise Brinckman. Nach der Heirat im April 1846 kam am 18. 12. 1846 Max als der erste Sohn von zehn Kindern auf dei Welt. Auch Bruder John Franz Frederik wurde noch in Goldberg geboren, Die anderen fünf Brüder und die drei Schwestern erblickten alle in Güstrow das Licht der Welt.

Max besucht die Schule in Güstrow und ging, nachdem er in Rostock eine vierjährige kaufmännische Lehrzeit durchgemacht hatte, erst nach Hamburg und dann nach Harburg a. d. Elbe (heute Hamburg-Harburg), wo er sich 1869 selbständig macht. Zuerst gründet er ein Holzgeschäft, 1896 die 'Harburger Leinoel- und Firnisfabrik Brinckman & Co.', 1906 die „Harburger Oelwerke Brinckman & Mergell“ und firmiert unter (HOBUM). Max Brinckman, sein Sohn und sein Enkel hießen auch Max und alle waren bis zu ihrem Tode mit der Fabrik verwurzelt. Das Werk existiert heute noch und produziert Öle, Mayonnaisen, Schokoladenüberzugsmasse für Eis u. a. Dinge, die mit Fetten in Verbindung stehen.

Durch sein Ansehen als Unternehmer und Kaufmann war Max Brinckman dänischer Konsul zu einer Zeit geworden, als Kaufleute auf diesem Posten für gute Handelsgeschäfte zwischen den Ländern zuständig waren.

Im Jahre 1913 wird Max Brinckman Königlicher Preußischer Kommerzienrat.

Von Max Brinckman wäre auch noch zu sagen, dass er als einziger es seinem Vater gleich tat und sich als plattdeutscher Schreiber versuchte. 1912 erschien bei Opitz in Güstrow das 75 Seiten umfassende Büchlein „Allerhand Dummjungs-Geschichten ut mien Schooltid“.

 

Über den Künstler Prof. Wandschneider

Konsul Max Brinckman konnte für die Gestaltung des Brunnens, den er seinem Vater zu Ehren als Denkmal der Stadt Güstrow stiften wollte, keinen besseren Künstler als den in Berlin-Charlottenburg lebenden, aus Plau stammenden Mecklenburger Prof. Wilhelm (Wolf) Wandschneider finden. Bildhauer Wandschneider kam am 6. Juni 1866 als Sohn eines Plauer Malermeisters zur Welt. Er besuchte dort die Stadtschule und verlebte mit seinem Bruder Karl eine unbeschwerte Kindheit. Der Familientradition folgend erlernte er nach Abschluss der Schulzeit von 1881 bis 1884 in der Werkstatt des Vaters das Malerhandwerk. Die wenigen freien Stunden nutzte er zum Zeichnen und Malen, später auch zum Modellieren. Als Malergehilfe zog es Wilhelm Wandschneider im Sommer 1884 auf Wanderschaft nach Güstrow und Rostock. 1885 zog es ihn nach Berlin, wo er sich später in Charlottenburg Atelier und Bleibe schuf. W. Wandschneider ist wohl der aktivste mecklenburgische Bildhauer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zahlreiche Denkmäler und Figuren in Mecklenburg sind ihm zu verdanken, zum Beispiel die Denkmäler von Bismarck und Großherzog Friedrich Franz III., das Fritz-Reuter-Denkmal in Stavenhagen, der "Hechtbrunnen" in Teterow, Skulpturen in Plau und natürlich der Brinckman-Brunnen „Voß un Swinegel“ das Gefallenendenkmal am Wall, das Bronze-Medaillon am Grabmal des Dichters und zwei verlorengegangene hölzerne Reliefs in der Kongresshalle in Güstrow. Werke W. Wandschneiders sind in Österreich, Frankreich, den Niederlanden und den USA zu finden, einige seiner Arbeiten waren 1904 auf der Weltausstellung in St. Louis/USA zu sehen. Seinen Lebensabend verbrachte W. Wandschneider wieder in seiner Geburtsstadt Plau, wo er auch 1942 starb.
Die Herstellung des Denkmals erfolgte durch den Rostocker Steinmetzmeister Heinig.


Über den Güstrower Bürgermeister Dahse

Otto Friedrich Wilhelm Dahse (1839-1921) ist ein echter Güstrower, denn er wurde in Güstrow geboren, hat in Güstrow die Domschule besucht und hat sich nach dem Jurastudium in Berlin, Leipzig und Rostock in Güstrow niedergelassen. Bis zu seinem Tode hat er in Güstrow gewirkt, ab 1866 als Senator und ab 1870 bis 1888 als zweiter und von diesem Zeitpunkt an bis 1919 als erster Bürgermeister. Er brachte die Stadt Güstrow tüchtig voran. Otto Dahse war auch Mitglied im Mecklenburger Landtag.

Für seine Leistungen wurde ihm der Titel eines Geheimen Hofrates zugesprochen und mit seinem Ausscheiden aus dem aktiven politischen Leben die Ehrenbürgerschaft der Stadt Güstrow verliehen. Auf dem Friedhof bekam er ebenso wie John Brinckman ein Ehrengrab. Eine Güstrower Straße trägt seinen Namen.

(Welcher Bürgermeister schafft es wohl heute, auf 49 ununterbrochene erfolgreiche Amtsjahre zurückzublicken? Zu Otto Dahses Verdiensten gehörte das Bauen von Häusern und Straßen in Güstrow und wir meinen auch die Aufstellung des Brunnens „Voss un Swinegel“. Nebenbei bemerkt: Otto Dahse wohnte auch in der Hansenstraße in der das Brinckmansche Haus heute noch steht.)

 

Die Vorbereitung zum Brunnenbau

In einem Schreiben von W. Wandschneider, Charlottenburg, Frauenhofer Straße 16 vom 4. März 1908 an Bürgermeister Dahse lesen wir:

„Hochgeehrter Herr Hofrath!

 Im Besitze des Schreibens vom Güstrower Magistrat... werde ich Anfang Mai nochmals nach Güstrow kommen im dann über genauen Platz für das Fundament zum Brinckman-Brunnen wie sie wünschen mitzubestimmen.

Den Tag darf ich wohl später noch nennen. n ganz ergebener Hochachtung Wolf Wandschneider.“

 

Das Schreiben erhält im Rathaus als Bearbeitungsvermerk: Wandschneider will am 13. Mai nach Güstrow kommen. Danach teilt Wandschneider seinen Besuchstermin mit:

„Hochverehrter Herr Geheimrath!

Wenn es Ihnen genehm ist, gedenke ich am 13. Mai nach Güstrow zu kommen – um den endgültigen Standplatz für den Brinckman-Brunnen festzulegen. – Herr Consul Brinckman, der am 12. Mai in Berlin ist, kommt dann vielleicht mit.

In ganz ergebener Hochachtung

W. Wandschneider“

 

Im Rathaus wird am 9. Mai 1908 diese Anmerkungen gemacht,.. an Wandschneider zu schreiben, dass wir um Nachricht beten, wann er hier eintreffen würde (mit welchem Zuge).

 

Wandschneider schreibt eine Postkarte:

„Hochverehrter Herr Senator:

Herr Consul Brinckman und ich kommen am Mittwoch mit dem Zug 11 Uhr 57 Minuten. Da ich viel zu tun habe, so möchte ich am selben Tage um 5 Uhr 44 gerne wieder zurückfahren- es wird sich in der kurzen Zeit alles erledigen lassen. Gruß....“

 

Der Besuch in Güstrow erfolgt wie verabredet und am 14. Mai unterzeichnen bereits Senator Kluge und Senator Thode dieses Schriftstück:

„Die Besichtigung und .... hat stattgefunden, für die Fundierung sind dem Stadtbauschreiber genaue Angaben von Prof. Wandschneider gemacht worden. Das Denkmal ist soweit fertig, dass je nach Wunsch die Enthüllung stattfinden kann. Der Konsul Brinckman sprach den Wunsch aus, falls nicht besondere Gründe dagegen ständen, das Denkmal am 3. Juli, dem Geburtstag seines Vaters, enthüllt werden möge. Nach Ansicht des Prof. Wandschneider sind aus Rücksicht auf das Denkmal keine besondere Parkanlagen zu schaffen, sondern es müsste von dem Bürgersteige an der Eisenbahnstraße die Rasenfläche nach nebenstehender Skizze weggenommen und dort Kies hingebracht werden, und hinter dem Denkmal unter den Linden wären einfache Bänke für Publikum aufzustellen."

 

Ab 16.5.08 geht dieses Schriftstück mit den Unterschriften der Senatoren Kluge, Thode, Bever u.a. den Instanzenweg vom Magistrat zur Stadtkämmerei.

 
Nach dieser Skizze soll der Brunnen aufgestellt werden.
  


Da Max Brinckman als Unternehmer sehr beschäftigt und viel unterwegs ist, muss sich auch Max Brinckman jun. mit um die „Brunnenangelegenheit“ kümmern.


Hier ein Brief von ihm an Senator Kluge in Güstrow, abgeschickt mit Datum (Poststempel) vom 12.6.08:

Siehe nachfolgenden Brief 


Sehr geehrter Herr Senator!

Im Auftrage meines Vaters, der zur Zeit verreist ist, teile ich Ihnen ergebenst mit, dass Schreiber dieses, gestern in Rostock die Steinmetzarbeiten für den John Brinckman Brunnen besichtigt hat und den Steinmetz Herrn Heinig in Rostock veranlassen wird, nächste Woche mit der Aufstellung des Brunnens zu beginnen, denn die Aufstellungsarbeiten des Herrn Heinig werden allein schon 10 Tage in Anspruch nehmen und ist es jedenfalls besser, wenn der Brunnen schon einige Tage vor dem 3. Juli fertig wird.

Für die Mühe, die wir Ihnen verursachen, bestens dankend, zeichne ich mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst

A, Brinckman jun.

Der Brunnenbau verläuft wie vorgesehen


Aus den in deutscher Schrift geschriebenen Unterlagen der Stadt zum Brinckman-Brunnen geht hervor.

 

1. Zwischen dem 9. und 17. Juni 1908 ist an das Stadtbauamt über die vorgenommenen Fundierungsarbeiten zu berichten.


2.  Notiz vom 11. Juni. Bericht, das das Fundament fertiggestellt ist. Das Denkmal soll nach Mitteilung des Lieferautos Heinig Rostock morgen hier eintreffen. Mit der Aufstellung soll in nächster Woche begonnen werden.

 

25. Juni 1908: Das Denkmal ist aufgestellt, die Anschlussarbeiten an Wasser und Sielleitung sind im Gange Stadtbauamt Thode

 

4. Juli. Die Befriedung ist fertig, aber wegen Regenwetter noch nicht aufgestellt.

 

Der Enthüllungsfeier am 3. Juli 1908 steht nichts mehr im Wege. Das Denkmal ist aufgesetzt und es wird zur Feier geladen.

 

Es werden Gäste zur Enthüllungsfeier auf dem Festplatz und Ehrengäste

zum anschließenden Frühstück im Rathaus eingeladen.

Dies war die persönliche Einladung der Ehrengäste des Bürgermeisters Dahse, Geheimer Hofrat:


Aufbewahrt im Archiv der Stadt Güstrow "Heinrich Benox" sind die Einladung sowie die von Ellen Brinckman und Hofbuchhändler Opitz bestätigten Zusagen.

Ellen Brinckman dankt für die erhaltene Einladung und erlaubt sich, serselben Folge zu leisten.
Güstrow 26./6. 1908

Hofbuchhändler Opitz schreibt:

Der mir freundlichst übersandten Einladung zu der am 3. Juli mittags 12 Uhr  anlässlich der feierlichen Enthüllung des John Brinckman Brunnens, im Rathause stattfindenden Frühstückstafel, werde ich mit meiner Frau sehr gerne Folge geben. Hochachtungsvoll Emil Opitz

 

Die Einladung zur Enthüllung des Denkmals Ecke Eisenbahn-/Grabenstraße

auf der Rückseite der Einladung befanden sich die Liedertexte für den gemeinsamen Gesang.

Über diese Feier erschien am 4. Juli 1908 ein umfangreicher Beitrag „Die feierliche Enthüllung des John-Brinckman-Brunnens zu Güstrow (4. Juli 1908) im "Güstrower Anzeiger", Nr. 154, 22. Jahrgang und ein etwas kürzerer Beitrag in der "Güstrower Zeitung", Nr. 154 v. 4. 7. 1908-

 

 Der Text des Beitrages hatte folgenden Wortlaut:

 

Die feierliche Enthüllung des John-Brinckman-Brunnens zu Güstrow

 (4. Juli 1908)

 

Eine der letzten Fragen, die Fritz Reuter an seine treue Gattin richtete, war: "Lowising, glaubst du wohl, daß meine Schriften mich überleben werden?" Und er setzte hinzu: "Es wäre doch schön!" Seine Schriften haben ihn nicht nur überlebt, sie haben einen dauernden Wert. Ja, so viel Streit auch um die Bedeutung Reuters geführt ist, so sicher konnte doch Gustav Freytag sagen: "Wenigen Dichtem ist eine so wirksame Unsterblichkeit beschieden, als gerade ihm". Und was Freytag von Fritz Reuter sagte, das gilt in gleicher Weise auch von unserem anderen plattdeutschen Dichter John Brinckman, dem zu Ehren und zur Erinnerung sein Sohn, der Konsul Max Brinckman zu Harburg, ein Denkmal stiftete, das heute in der Gestalt eines Brunnens in unserer Stadt, wo John Brinckman vor Jahren eine segensreiche Tätigkeit als Lehrer entfaltete, feierlich enthüllt wurde. Der Vergleich John Brinckmans mit Fritz Reuter mag im ersten Augenblick befremden. Und doch, wer den kernhaften Mecklenburger Volksstamm ganz kennen und würdigen lernen, wer den trefflichen Menschen in das von echt deutscher Gesinnung und getreuem Humor erfüllte Herz schauen will, der darf nicht versäumen, neben den Werken Fritz Reuters auch die John Brinckmans zu studieren. Die Schriften der beiden mecklenburgischen Dichter zusammen geben erst ein vollständiges Bild des eigenartigen deutschen Ländchens am baltischen Meeresstrande. Schildert der eine in seiner unübertrefflichen Weise das Leben des mecklenburgischen Landbauern und des Ackerbürgers der Binnenstadt, so führt andere in gleicher Meisterschaft das Wesen und Treiben des heimischen Seefahrers und des hanseatischen Vollblutbürgers vor Augen, und geht durch die Schriften des einen der herzstärkende Hauch der gepflügten Ackerkrume, des duftigen Heus und des reifen Korns, so strömen die Gedichte und Erzählungen des anderen den frischen Geruch schäumender Meereswellen, den prickelnden Duft von geteertem Schiffstakelwerk aus. Beide ergänzen sich auf das glücklichste; sie sind die Herrscher in dem Stoffgebiet, das der niederdeutschen Dichtkunst zu Gebote steht, Waterkant und Binnenland, die Welt des deutschen Seemanns, des nordischen Ackerbauern. Dem Boden dem er entsprossen, gibt jedem seine Eigenart, Fritz Reuter ist volleren, wärmeren Herzens, schwunghafteren Geistes, eine Schillernatur; John Brinckman dagegen kernhafter, schärfer blickend, der Goethe unseres niederdeutschen Schrifttums. Beide aber sind souveräne Könige des echten deutschen Humors, von Mutter Natur mit allen Gaben dazu ausgestattet, in harter Schule Lebens dazu gebildet. John Brinckman ist gleich Fritz Reuter in erster Linie ein Dichter des Humors. Stehen die Geisteswerke Brinckmans an äußerem Umfange denen seines großen Landsmannes auch bedeutend nach, so sind sie denselben an innerem Werte doch ebenbürtig. Es wäre ein müßiges Beginnen, darüber zu streiten, wer von den beiden Mecklenburgern der größere sei; den Verehrern der plattdeutschen Muse muss es eine Freude sein, dass wir zwei so tüchtige Kerle an ihnen haben, und unsere alte Vaterstadt ist stolz, das Denkmal des einen, ihres langjährigen Mitbürgers, fortan in ihren Mauern zu haben. John Brinckmans Werke sind bekannt. Er schrieb die treffliche Erzählung „Kasper Ohm un ik“ (1854 in Güstrow bei Opitz erschienen), ihm folgte „Peter Lurenz bi Abukir'“ (1868 in Rostock bei Kuhn erschienen) und „Uns Hersgott up Reisen“ (1869 ebendaselbst) u. a. seine „Ausgewählten plattdeutschen Erzählungen“ erschienen in Rostock 1876/87 in 3 Bänden. Ferner schrieb Brinckman die tiefgefühlten, von Klaus Groth beeinflußten, aber doch selbständigen Gedichte der Sammlung „Vagel Grip“. Zur feierlichen Enthüllung des John Brinckman-Brunnens hatten sich auf Einladung von Bürgermeister und Rat heute Vormittag 10 Uhr eine große Anzahl von Teilnehmern auf dem Denkmalsplatze an der Eisenbahnstraße eingefunden, woselbst auf einer errichteten Tribüne die geladenen Damen Platz genommen hatten, während auf einem Podium ein Schülerchor Aufstellung genommen hatte. Schüler des Gymnasiums, des Realgymnasiums, der Bürger- und Freischule, sowie Schülerinnen der Töchterschulen bildeten Spalier um den Platz, während in der Mitte die geladenen Herren, darunter die Söhne des Dichters mit ihren Angehörigen, Magistrat und Bürgerausschuss, die Lehrerkollegien der städtischen Schule und ca. 30 alte, hierorts wohnende Schüler John Brinckmans und weitere Gäste, darunter die Schöpfer des Brunnens, Professor Wandschneider Charlottenburg und Steinmetzmeister Heinig-Rostock, auch Herr Bürgermeister Dr. Maßmann-Rostock u. a. der Feier beiwohnten. Dieselbe begann mit einem vom Schülerchor des Realgymnasiums unter der Leitung des Gesangslehrers Herrn Tretow wirkungsvoll zu Gehör gebrachten Festgesange:

 Freudenklänge,

 Festgesänge,

 Rauscht empor zum Himmelszelt!

 Hoch den edlen Mann zu Preisen,

 Der in traulich heimatlichen Weisen

 Eig’ne Art uns macht bekannt,

 Singen froh wir Dankeslieder

 Gott und unserm Vaterland.

 Rauscht empor Festgesänge rauscht empor!

 Rauscht empor zum Himmelszelt!

 Laut erschallen

 Von uns allenSoll das alt’ Gelübd’ aufs neu:

 Altererbte, Ungefärbte Stammesart zu wahren treu.

 Gott der Herr mög’ schützend walten,

 Möge segnend uns erhalten,

 Unser Volk und Vaterland.

  

Der Text zu dem Lied ist von Herrn Oberlehrer Dr. Pechel am städtischen Realgymnasium verfasst. Nachdem der Festgesang verklungen war, bestieg Herr Oberlehrer Dr. Brüning das Rednerpult und hielt folgende Festrede:


Hochverehrte Anwesende !

Wir haben uns heute hier versammelt, um ein Denkmal zu enthüllen und damit dem Dank und der Verehrung Ausdruck zu geben, die wir dem Manne entgegenbringen, dem dieses äußere Zeichen unserer Gesinnung gewidmet ist. Es gilt unserem Landsmanne und Mitbürger, dem allverehrten Dichter unserer plattdeutschen Mundart, John Brinckman, dem heute die Liebe seiner Kinder, die Pietät seiner Mitbürger, die Verehrung seiner Anhänger ein Denkmal setzen will - hier an diesem Platze in unserer lieben Stadt Güstrow, die auch unserem Dichter viele Jahre hindurch eine Heimstätte gewesen ist.

In dem denkwürdigen Jahre der Freiheitskriege. 18l4. ist John Brinckman zu Rostock als Sohn eines strebsamen, rechtschaffenen Schiffers geboren. Aus seiner Jugendzeit und dem Vaterhause stammen die Eindrücke von dem Leben der damaligen Rostocker Schifferfamilien, die er uns so großartig in seinem unübertrefflichen „Kaspar Ohm“ wiedergibt. An die frohe Jugendzeit, die nur einmal durch den leider allzu frühen Seemannstod des inniggeliebten Vaters getrübt wurde, schließt sich die nicht minder frohe Studentenzeit, die Brinckman ebenfalls in Rostock verlebte; zuerst als Student der Rechte, und später, da ihm dies Studium bei den damaligen Verhältnissen nicht behagen konnte, als Student der neueren Sprachen und der Literatur. Schon in dieser Zeit zeigt sich in einigen formgewandten lyrischen Gedichten und in einem Versepos, „Der heilige Damm“ betitelt, der zukünftige Dichter. Schwer trifft in dieser ersten Schaffensperiode den jungen mit dem Gefühle heißer Jugendlust und Freiheitsliebe ins Leben hinausdrängenden Studenten die Hand starren kalten Absolutismus, der damals mit Härte und Strenge gegen alle diese für Freiheit und Einheit begeisterten Jünglinge vorging und die (der) manche der schönsten Blüten der damaligen Zeit geknickt hat. Brinckman hat das Vorgehen der engherzigen, kurzsichtigen Behörden, die ihn wegen Teilnahme an der Besprechung zur Gründung einer Burschenschaft angeklagt hatten, damals wie so viele andere in die freiwillige Verbannung getrieben. Er ging 1839 zu seinem Bruder nach Amerika, schweren Herzens ist er geschieden von seinem geliebten Vaterlande, und die Gedichte, die uns aus dieser zweiten Lebensperiode des Dichters vorliegen, durchzittert alle ein leiser Hauch des Heimwehs nach der Heimat, die er trotz des leisen Grolles der sich seiner bemächtigt hatte, noch immer innig liebte. Doch ließ Brinckmans lebensfrischer, kräftiger Humor, der ja auch in seinen Werken die nie versiegende schöpferische Kraft gewesen ist, ihn gar bald die Härte der Verbannung vergessen, und mit ungebrochenem Mute ging er an seine weitere Ausbildung. Reich ist, die Ausbeute für den unermüdlich vorwärts strebenden Mann in diesen 2 ½ Jahren in der neuen Welt. Sprachstudien umfassendster Art, Einblicke in freie politische und soziale Verhältnisse, vor allem in die Literatur anderer Völker, namentlich die des englischen Volkes. Doch über all den Studien, über all den neuen Eindrücken vergaß Brinckman als treuer Patriot sein Vaterland und seine Muttersprache nicht, und die in ihr geschriebenen stimmungsvollen kleinen Gedichte sind von den literarischen Werken der Amerikaepoche die schönsten. Sorge um seine Gesundheit trieb Brinckman nach 2 ½ Jahren zur Rückkehr in die geliebte Heimat. Leider bot sie ihm lange nicht, was er zu finden gehofft hatte. Nach mannigfachen Irrfahrten ist er dann endlich von Goldberg, von wo ihn Anfeindungen wegen seiner früheren politischen Stellung vertrieben hatten, als Lehrer der neuen Sprachen zu uns nach Güstrow gekommen. Und hier hat er an der Seite seiner Gattin, der Tochter des Goldberger Arztes Dr. Burmeister, die ihm eine ebenso liebevolle wie geistig ebenbürtige Lebensgefährtin war, ein heim gefunden, das ihm Ruhe und Frieden gewährte nach all dem Sturm und Drang der Lehr- und Wanderjahre. Und nun beginnt die Hauptschaffensperiode des Dichters. Jetzt entstehen auch alle jene Werke, in denen er uns – frei von allen fremden Einflüssen - als gereifter und aufgeklärter Dichter entgegentritt. Hier macht er sich auch frei von dem Einflusse der Romantiker, in deren Bahnen er bislang gewandelt hatte. Eins aber hatte er von diesen gelernt. Sie hatten ihn auf die volkstümlichen als die poetisch wirksamsten Stoffe hingewiesen, und nun fand Brinckman gar bald, daß das Volksmäßige das Gebiet sei, auf dem er sich betätigen sollte. So hat er sich von dem Augenblick an, wo er nach der Verbannung in Amerika den heimatlichen Boden wieder betrat, mit seinem durch die Kenntnis fremder Völker und ihrer Sitten geschärften Blick umfassende Studien des mecklenburgischen Volkslebens gemacht. Das Wichtigste aber ist, daß Brinckman erkannte, daß es für wahre Volkspoesie nur eine Form gibt, nämlich die Sprache des Volkes selbst. Das hafte schon Goethe ausgesprochen, wenn er die heimatliche Mundart als das eigentliche Element bezeichnet, in dem die Seele Atem schöpft. Und hier liegt nun das große Verdienst Brinckmans. Zu einer Zeit, wo unsere plattdeutsche Muttersprache wenigstens in ihrer prosaischen Form noch allgemein verachtet und als Schriftsprache noch nicht anerkannt wurde, hat unser Dichter in unermüdlichem Kampfe der plattdeutschen Prosa die Wege geebnet und ihr die Literaturfähigkeit verschafft. Was Klaus Groth für Holstein, das ist John Brinckman für Mecklenburg gewesen. Dies Verdienst kann ihm nicht genommen werden, selbst von Fritz Reuter nicht, der in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts. als plattdeutscher Prosaschriftsteller noch nicht hervorgetreten war, zu einer Zeit, wo Brinckman als Erzähler schon Bedeutendes geleistet hatte. Um so bedauerlicher ist es, dass Brinckman und seine Werke zu seinen Lebzeiten außerhalb der Kreise, die ihm nahe standen, nicht die Würdigung gefunden haben, die ihnen gebührte. Erst die letzten Jahrzehnte haben hierin einen Schritt vorwärts getan. Männer wie Klaus Groth, der Sänger des "Quickborn", Johannes Trojan, Heinrich Seidel und andere sind es gewesen, die in Wort und Schrift Leben und Dichtungen Brinckmans seinen Landsleuten nahe gebracht und den Schatz gehoben haben, der in ihnen ruht. Und der Ruf, den diese Männer ergehen ließen, ist nicht ungehört verhallt, überall kennt und liest man heute Brinckman, und allerorten ist man heute bemüht, das Versäumte nachzuholen und dem Manne und Dichter die Stellung zu verschaffen, die ihm gebührt. Möge auch dieser Tag zu seinem Teile dazu beitragen. Sind aber die Werke Brinckmans ein ewiger Quickbom, aus dem jeder schöpfen kann, der Sinn für Humor und Interesse für das Leben und Wesen seines Volkes hat, so hat er uns auch in seinem Lebensbilde, in seinem Ringen und Kämpfen als Dichter und Mensch ein großes Vermächtnis hinterlassen. Ein Aristokrat des Geistes durch und durch hat er selbst unter den schwierigsten materiellen Verhältnissen, in steter Fürsorge um. das Wohl seiner zahlreichen Familie, sich den sonnigen, feinen Humor bewahrt, der ihn über alle Schranken des Daseins hinaushob und selbst das Dunkle in Licht und Glanz aufhellte. Neben seiner eigenen schweren Berufsarbeit hat er sich doch stets den offenen Sinn für das Wohl seiner Mitbürger bewahrt und hilfsbereit stellte er immer sein reiches Wissen und Können in den Dienst der Allgemeinheit. So kann er uns allen ein Vorbild sein in echter, treuer Liebe zu Volk und Vaterland; und das Wort König Jakobs zu Archibald Douglas in Fontanes Ballade gilt auch für unseren Dichter: "Der ist in tiefster Seele treu, Wer die Heimat so liebt wie du".

 

Nun ergriff Herr Professor Wandschneider das Wort, um seinem Auftraggeber, Herrn Konsul Brinckman, das fertige Denkmal zu übergeben. Herr Konsul Brinckman führte kurz aus, dass die Enthüllung des Brunnens am Geburtstage John Brinckmans stattfinde und überwies das Denkmal der Stadt, indem er dem Magistrat und der Stadtvertretung sowie dem Festredner seinen wärmsten Dank aussprach. Er schloss mit einem Hoch auf das Wohl der Stadt Güstrow, wobei die Hülle des Brunnens fiel. Derselbe, eine Illustration der bekannten Geschichte vom „Voß und Swinegel", ist in Granit bei der Firma Heinig-Rostock nach einem Entwurfe des Professors Wandschneider-Charlottenburg hergestellt und besteht, aus einer vierkantigen Säule mit einem vor derselben ruhenden, das Wasser auffangenden Becken. Vor der Säule, die durch ein reich ornamentiertes Kapital gekrönt wird, sitzt der Fuchs, ihm gegenüber auf dem Brunnenrand der Igel, beide sind in Bronze gearbeitet. Ein Relief und der Name „John Brinckmans schmücken die Vorderseite des wirkungsvoll herausgearbeiteten Denkmals, das ohne Frage eine Zierde für unsere Stadt ist.

Nachdem die Hülle gefallen, ergriff Herr Geh. Hofrat Bürgermeister Dahse das Wort zu folgender Ansprache:

Hochgeehrter Herr Konsul!

ln Vertretung des Magistrats nehme ich das Geschenk, welches Sie der Stadt Güstrow darbringen, mit dem wärmsten Dank an. Die Stadt wird es als eine Ehrenpflicht ansehen, das Denkmal, welchem, dem Andenken eines deutsche Dichters bestimmt, von pietätvollem Familiensinn eingegeben und von Künstlerhand geformt vor uns steht, als einen Schmuck der Stadt dauernd zu erhalten. Es gereicht uns zur Freude und Genugtuung, dass unsere Stadt für das Denkmal auserwählt ist. In ihr hat John Brinckman seine besten Mannesjahre verlebt in treuer anstrengender Arbeit in seinem Lehramt, in unermüdlichem Kampf mit den Sorgen des Alltags und doch unbeirrt in der Erfüllung des höchsten inneren Beruß, in welchem es ihm beschieden war, die verborgenen Schätze seines Gemüts an das Tageslicht zu fördern und in Gestalten zu verkörpern, die zu dem unvergänglichen Hausschatz des deutschen Volkes gehören. „Aus dem Volk für das Volk.“ Das war das ausgesprochene Ziel seines Strebens und diesem idealen Ziel ist er in allen Mühen und Sorgen des Lebens bis an sein Ende treu geblieben. Und so gleicht sein Leben dem Leben des deutschen Volkes, von dem das Wort gesagt ist, dass es in allen Kämpfen, welche ihm die wirtschaftliche und politische Entwicklung der neuen Zeit aufgedrängt hat, ein Volk von Dichtem und Denkern geblieben ist, von dem aber auch das andere Wort geprägt ist, am deutschen Wesen soll dereinst die Welt genesen.

 „Deutschland, Deutschland. über Alles“ ist das Lied, mit welchem wir diese Feier schließen wollen. Der Kaiser hat es jüngst in Hamburg gehört und das Sturmlied der Deutschen genannt. Es ist aber mehr, es ist das Lied der deutsche Sitte, des deutschen Friedens und deutscher Freiheit, das Lied der Hoffnung auf die Zukunft des deutsche Volkes.

Den Glauben hieran zu stärken, möchte dazu diese feierliche Stunde beitragen!

 

Der gemeinsame Gesang: „Deutschland, Deutschland über Alles“ schloss nun die erhebende Feier. Seitens des Realgymnasiums wurden durch den Direktor und den Oberprimaner Kock Lorbeerkränze mit Schleifen am Brinckman-Brunnen niedergelegt. Heute Mittag vereinigten sich die Angehörigen des Dichters John Brinckman, über 20 an der Zahl, mit dem Magistrat, dem Vorstande des Bürgerausschusses, den Schöpfern des Denkmals und einigen, bei der Enthüllung in Sonderheit tätig gewesenen Herren mit ihren Damen bei einem von der Stadt in der großen Audienz des Rathauses veranstalteten, von Herr Hoflieferant Kommissionsrat Grotefond gelieferten Frühstück, das bei bester Stimmung der Teilnehmenden einen würdigen Verlauf nahm. Heute Nachmittag findet im Garten des Schützenhauses eine allgemeine Feier statt. Anlässlich der Enthüllungsfeierlichkeiten ist für sämtliche Schulen Schulfreiheit angeordnet worden.

 

(Anmerkung der Autoren: Das unheilvolle Schlagwort „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen" stammt aus Emanuel Geibels (17.10.1815-16.4.1884) Gedicht „Deutschlands Beruf von 1861“.

Die beiden ersten Strophen des sogenannten „Deutschlandliedes“ gehören heute nicht mehr zur deutschen Nationalhymne (Lied der Deutschen), deren Text nun nur aus der dritten Strophe des gleichnamigen Gedichtes von Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 -1874) zur Musik von Joseph Haydn (1732 -1809) besteht.)

Die Ehrengäste begaben sich dann zum Frühstück ins Rathaus.

Für ältere Herrschaften hatte man eine Droschke bestellt.


Laut Speisekarte wurden serviert: 

 



Die hufeisenförmig gedeckte Tafel im Rathaus

Teilansicht der Festtafel
Lieferant für das Frühstück war das Restaurant Grotefend,
Eckhaus Domstraße/Markt

Die Gäste an der Tafel:

 - An der geschlossenen (Quer) Seite außen saßen:

 Herr Senator Telemann, Herr Bürgermeister T. Maßmann (Rostock), Frau Bürgermeister Dahse (Güstrow), Herr Konsul D Max(imilian) Brinckman, Herr Franz Brinckman (2. Sohn), Herr Dr. Römer;

 

- An der Innenseite saßen diesen Personen gegenüber:

 Herr Rentner Carl Sibeth, Herr Bürgermeister Dahse, Frau Professor Wandschneider, Herr Rechtsanwalt Hinrichsen

 

- Rechte Längsseite außen vom geschlossenen zum offenen Ende:

Frau Gymnasialdirektor Kühne (Brinckmans Schwester aus Doberan), Herr Professor Wandschneider, Frau Senator Renate Thode, Herr Adolph Brinckman (9. Sohn), Frau Senator Rümcker, Herr Gymnasialdirektor Kühne (war von 1881-1908 Gym.dir. in Bad Doberan), Frau Senator Renate Eilmann, Herr Max Brinckman (Sohn vom Konsul), Herr Kaufmann Völcker;

 

- Rechte Längsseite innen:
Herr Realgymnasiumsdirektor Klingberg, Frau Hofmaurermeister Lintz, Herr Oberlehrer Dr. Brüning, Frau Amtsrichter Erythropil, Herr Senator Rümcken, Herr Lehrer Tretow, Herr August Brinckman (Sohn des Konsuls), Harbg. am Ende: Herr Senator Thode

 

- Linke Längsseite außen:

Fräulein Ellen Brinckman, Herr Superintendent Dr. Lindemann, Frau Senator Kluge, Herr Ernst Brinckman (10 Kind, Sohn), Hamburg, Frau Rechtsanwalt Dr. Hinrichsen, Herr Amtsrichter Erythropil, Frau Amtsrichter Lange, Herr Senator Eilmann, Frau Dr. Brüning,

 

- Linke Längsseite innen:

Herr Hofmaurermeister Schulz, Frau Hofbuchhändler Opitz

Herr Rechtsanwalt Grimmen, Herr Assessor Dr. Schultetus,

Herr Hans Brettschneider (Hamburg), Herr Hofbuchhändler Opitz, Frau Kaufmann Völcker; am Ende: Herr Senator Kluge

 

Der Hamburger Oberbürgermeister Herr Denecke war auch geladen, war aber nicht anwesend, der Einladung konnten weiterhin nicht folgen:

Herr Gymnasialdirektor Polsdorf und Frau, Frau Klingberg (Frau des Direktors vom Realgymnasium), Musikdirektor Schondorff und Frau,

Dr. Römer Bln. Charlottenburg, (Anmerkung der Autoren: lLiteraturwiss, der sich mit Brinckmans Wirken befasste, seinen Nachlass bearbeitetet und herausgab.)

 

Die Kosten des Frühstücks:

Der Magistrat der Stadt Güstrow weist mit G. Nr. 2251 vom 14. Juli 1908 unter: Betrifft John Brinckman Brunnen mit 7 Belägen die Stadtkasse an, folgende Beträge aus der Kämmereikasse zu zahlen:

 

1. an Hoflieferant Grotefend für das Frühstück              
  842,80 M

2. Gärtner Lichtenberg für Tafeldekoration                                        5.00 M

3. an Gärtner C.A. Voss für Dekoration des Rathausdiele               8.00 M

4. an Fuhrmann Weinhöfer für Droschken                                         18.00 M

5. an die Ratsdruckerei für Einladungen und Programme          58,75 M

6. an die Buchdruckerei Bever und Lange för Inserat                     6.50 M

7. an Frau Musikdirektor Havemann für Musik zur
  Nachfeier im Schützenhaus                                                                 100,-- M
zusammen                                                                        1039,05 M
                     - Eintausendundneununddreißig Mark 5 Pf. –

                        Unterzeichnet mit Bürgermeister und Rat


Auch das passierte:

Im Güstrower Telegraphenamt ging am 4. Juli um 11.30 Uhr ein Telegramm aus Grünau vom Großherzog mit folgendem Wortlaut ein:

“Den zur Enthüllung des John Brinckman Brunnens vereinten Festteilnehmern spreche ich für treues Gedenken meinen aufrichtigsten Dank aus.

 

Friedrich Franz“

 

Das Stadtbauamt ist an eine Kostenzusammenstellung zu erinnern
(28. Juli)

 

Am 18. August ist die Kostenzusammenstellung fertig und sieht wir folgt aus:

 

 1. Brockmeier für Zimmerarbeiten                                                       151,22 M

 2. ebenso                                                              
   30,50 M
   
3. ebenso                                                                                                       45,82 M

 4. ebenso Aufstellen der Befriedigung                                               29,22 M

 5. Köster für Girlanden                                                                             70,00 M

 5 b Heuk (unleserlich)                                                                             9,00 M

 6. Endler Dekoration                                                                                10,00 M

 7. Ernst Aufstellung der Befriedung                                                      24,00 M

   Summe der Enthüllungskosten                                                        349,80 M

 8. fehlt

 9. Sander für die Fundamentanlage                                                 161,09 M

 10. G. Otto, Wasserleitungsanlage                                                        76,90 M

 11. Vatereik dgl.                                                                                             45,20 M

 12. Bollhagen für Fuhrlohn       4,84 + 14,14                                            18,98 M

 13. Handt für zwei Reisen nach Rostock                                               14,00 M

 14. Lohn der Arbeiter für verschiedenen Arbeiten                              62,93 M

 15.   Köster für Grassamen.                                                                       4,00 M

 16. Stadtbauhof für Rohre zur Sielanlage                                            5,00 M

 Summe der Aufstellung                                                            388,00 M

 

Zusammen:                                                                                  737,80 M

 

 Güstrow, den 18. August 1908

 

                Unterschrifteb      Handt ... weitere Unterschriften

 

 

 

Brunnen-Bilder von der Enthüllung am 03.07.1908 bis zur Renovierung am 03.05.2015

Foto von 1908
Eine Aufnahme, kurz nach der Einweihung, denn unten Links ist noch der Lorbeerkranz zu sehen. Gefunden wurde die photographische Glasplatte bei Aufräumungsarbeiten im Haus Markt 8 nach dem Tod des Kaufmanns Schmidt vom Vater von Frau Hannelore Wohlgemuth, Sandweg 8 in Güstrow OT Klueß, Tel. 214272


190
9 - John-Brinckmann-Brunnen;
Verlag: Meink, Güstrow i.M.


1912 Ansichtskarte John-Brinckman-Brunnen in Güstrow

Photograph u. Verlag von Carl Hannover, Hoflieferant, Güstrow


Der Brunnen als Feldpostkarte (1917) und Postkarte (1922)
Verlag Hermann Wagener, Güstrow

Die Schreibweise seines Nachnamens wechselt gelegentlich;  folgende Varianten sind auf Postkarten zu finden: Brinckmann und Brinckman.

Im Rostocker Taufregister der Kirche Sankt Marien lautet der Eintrag Brinckmann, währen der Dichter stets mit Brinckman zeichnete.


Brinckman Brunnen um 1930 

- in der Zeit als die Eisenbahnstraße Adolf H. Straße hieß -


Auch das gab es.
Die Ortspolizei Polizei ermahnt am 03.05.1937 das Stadtbauamt dringend die Reinigung des Brunnens zu veranlassen.

(Welch ein Zufall, anlässlich des 3. Brunnenfestes, am 03.05.2015 wurde das Brunnen-Denkmal durch eine von den Güstrower Plattsnackern initiierten Spendenaktion von der Fa. Borgwardt gründlich gereinigt und repariert, der Stadtbauhof erledigte gärtnerisch notendige Pflegearbeiten.)  

Von 1908 bis 1967 stand das Denkmal an dieser Stelle


Der Brunnen ist dem niederdeutschen Dichter und Lehrer John Brinkman (1814-1870) gewidmet. Brinkmann lebte 21 Jahre lang in Güstrow und war unter anderem auch Mitglied des Bürgerausschusses. Die Stadt Güstrow ehrte ihn auf vielfältige Weise für sein Wirken:
1934 erhielt das Realgymnasium seinen Namen (darin ein ihm gewidmetes Brinckman Zimmer, eingerichtet mit Mobilar aus dem Nachlass des Dichters. Eine Straße im Schweriner Viertel ist nach ihm benannt. Auf dem Güstrower Friedhof fand er seine letzte Ruhestätte in einem Ehrengrab der Stadt Güstrow welches seit 1910 mit einem Medallionporträt von Wilhelm Wandschneiser versehen wurde. Schon 1908 schuf der Bildhauer Wilhelm Wandschneider ihm zu Ehren den "Voß und Swinegel"-Brunnen. Die Brunnen-Figuren „Fuchs und Igel“ sind seinem ersten Werk, der plattdeutschen Novelle "Voss un Swinegel... orer dat Brüden geiht üm" entlehnt, die 1854 im Güstrower Verlag Opitz  & Co, Domstraße 2 erschien. Zudem trägt der Brunnen ebenfalls ein Porträt-Medallion des Dichters von Wilhelm Wandschneider. Mit dem Ausbau der jetzigen B 103/B104  und der Veränderung der Wallanlagen Ende der 1960er Jahre wurde der Brunnen um ca.30 Meter nach rechts und etliche Meter nach hinten versetzt.


1967/1968, Der „Alex“ wird gebaut und der Brunnen muss
um ca. 30 m nach rechts und wenige Meter nach hinten versetzt werden.


Im Zuge dieser Arbeiten mussten auch die sehr schönen alten Linden gefällt, die bereits 1908 das Denkmal umgaben. Ein Baum stürzte unglücklich auf das Denkmal und die Stele ging zu Bruch. Die Schadstellen an der Stele und am Brunnenbecken wurden erst 2015 behoben.

Im Hinergrund ist das durch unsachgemäße Fällung der Linden umgestürzte Denkmal zu erkennen.


1972, der Brunnen am neuen Standort


2002, der Brunnen nach einer Beschädigung,
Diebe entwendeten 2002 den Igel

Der „Swinegel“ (Igel) wurde in der Nacht vom 03.02.02 zum 04.02.02 durch Vandalismus vom Denkmal entwendet. Die kleine Bronzefigur wurde mit Gewalt aus der bronzenen Grundplatte am Brunnenrand herausgebrochen.
Die Empörung der Güstrower Bevölkerung griff die „Schweriner Volkszeitung“ auf.
Ihr Aufruf führte dazu, dass am 06.02.02 eine Streife der Polizei die Skulptur am bisherigen Standort am Denkmal wieder entdeckte. Der oder die unbekannt gebliebene(n) Täter zeigte(n) offenbar Reue.
Der Diebstahl in besonders schwerem Fall kam durch die Stadt zur Anzeige und wurde nicht aufgeklärt.

2003, der Brunnen nach der Renovierung der Bronzefiguren durch den Kunstgießer Horst Borchhard aus Kyritz.

Foto um 2007, die Stadt entfernte die Bänke, die zuletzt fast nur noch von Betrunkenen genutzt wurden. Das Umfeld war oft verunreinigt.

Frau Ursula Schultz aus Güstrow schuf 2007 vom Brunnen ein  Ölgemälde. (oben ein Foto, unten das Gemälde von U. Schultz)

Viele Güstrower waren darüber erfreut, dass Gymnasiasten einen Einsatz zur Pflege des Umfeldes gemeinsam mit den Werkhof der Stadt Güstrow vornahmen.


Welche Maßnahmen zur Sanierung des Denkmals und seines Umfeldes  sind bis zum 03.05.2014 durchzuführen? Bei einer Besichtigung des Denkmals durch die Plattsnacker Dieter Kölpien, Behrend Böckmann und Steinmetzmeister Thomas Borgwardt (vl). vor der Auftrags erteilung durch die Stadtverwaltung.


Der Brunnen wird 2015 durch Steinmetze gründlich gesäubert und die Schadstellen an der Stele und am Brunnenbecken aus dem Jahre 1967 werden behoben.

 

Anlässlich des Brunnenfestes am 03.05.2015 sangen und rezitierten auf Pattdeutsch Schülerinnen und Schüler der Inselsee-Schule Güstrow unter der Leitung ihrer Lehrerin Frau Peters am John-Brinckman-Brunnen.



Der Swinegel (Igel) wurde fachgerecht von den durch Wasserspritzer  verursachten Kalkablagerungen gereinigt und man kann nun auch wieder erkennen, dass er mit seinem rechten Vorderlauf eine Maus festhält.



03.05.2015, anlässlich der zum 3. Güstrower Brunnenfest von der Firma Thomas Borgwardt, Grabmal  Naturstein, abgeschlossenen Renovierung des Brunnen-Denkmals mit  Spendenmitteln von den Güstrower Betrieben Stadtwerke Güstrow GmbH und 50HertzTransmission GmbH und zahlreichen Bürgern der Stadt Güstrow, initiiert durch die Güstrower Plattsnacker in der John Brinckman Gesellschaft e. V., wird durch die Autoren Dr. Behrend Böckmann und Dieter Kölpien die fertiggestellte Chronik über die 108-jährige Geschichte des Denkmals an Frau Anett Zimmermann, Abteilungsleiterin Kultur Tourismus und Marketing, an die Stadt Güstrow übergeben.

Der Brunnen wird mit Spendenmitteln renoviert.
Der Brunnen wird mit Spendenmitteln renoviert.