11.4 Feuersbrünste in Güstrow in alter Zeit

 Kamerad Branddirektor Stadtbaurat Richter, 1928 (2)

Anmerkung der Autoren:
Diesen Text entnahmen die Autoren, geringfügig verändert und mit wenigen Ergänzungen versehen, als Auszug aus der Festschrift der Freiwilligen Feuerwehr Güstrow zur 60-Jahrfeier, welche vom 20. bis 22.Oktober 1928 begangen wurden. (2) Die Bearbeitung und Zusammenstellung der Festschrift erfolgte seinerzeit von dem Kameraden und früheren Zug- und Schriftführer Ferdinand Hagemeister (14), er schrieb auch das folgende Vorwort zur Festschrift von 1928. … Die Freiwillige Feuerwehr hat seit dem Tage ihrer Gründung über alle Brände Aufzeichnungen geführt, welche ein lückenloses Bild geben über Zerstörungen, welche seit dem Jahre 1868 durch Feuer hier in Güstrow entstanden sind. In den Jahrhunderten vorher werden die Feuersbrünste in Güstrow nicht geringer gewesen sein, aber leider sind nur über wenige große Brände Nachrichten auf uns gekommen. Thomas erwähnt in seinen „ Beiträgen zur Geschichte der Stadt Güstrow“ (15) … als erste große Feuersbrunst den Brand der sogenannten alten Stadt. Vor 1228, dem Jahre, in welchem dem Orte Güstrow das Stadtrecht (durch Heinrich Borwin II., einem Enkel des letzten heidnischen Wendenfürsten Niklot) verliehen wurde, lag auf dem rechten Nebelufer zu beiden Seiten des Weges der über Suckow nach Rostock führte. Diese Ortschaft ist zum Ende des 12, Jahrhunderts durch Feuer vollständig in Asche gelegt worden. Thomas berichtete, dass die neuen Ansiedler auf der linken der Nebelseite, also dort, wo heute die Altstadt liegt, ihre Wohnhäuser bauten und dass dieser dort entstehende Ort im Beginn des 13. Jahrhunderts sich schnell zu entwickeln begann. Lange hörte man nichts von Feuersbrünsten. Erst über jene großen Brandkatastrophen zu Anfang des 16. Jahrhunderts berichten Chronisten. Im Jahre 1503, am Tage von Peter und Paul, am 28. Juni, um die Mittagszeit traf ein Blitzschlag (Anmerkung der Autoren: Der Blitzschlag traf den Turm der Pfarrkirche) die Stadt und die sich entwickelnde Feuersbrunst nahm solche Ausdehnung an, dass von der damaligen Stadt nur der Dom mit seiner Umgebung und das herzogliche Schloss sowie etwa 50 Häuser am Ziegenmarkt ( heute Am Berge) verschont blieben. Auch die Pfarrkirche wurde bei diesem Feuer mitsamt ihrem Turm von Grund auf zerstört, doch wurde sie in den nächsten 5 Jahren aus gesammelten Almosen wieder aufgebaut. Während der Neubau der Pfarrkirche noch nicht ganz beendet war. brach im Jahr 1508, an demselben Tage wie vor fünf Jahren, am Abend vor Peter und Paul, am 28. Juni, wiederum ein großer Brand aus „diesmal war er nicht vom Himmel herab, sondern durch die die Sorglosigkeit der Leute entstanden“. Dieser Brand vernichtete die damals am Ziegenmarkt verschont gebliebenen Häuser und weiterhin 50 Häuser, welche seit dem ersten Brand von 1503 neu gebaut waren. Wenige Jahre darauf, 1512, entstand am Montag nach dem Fest „Allerheiligen“ ein dritter großer Brand, durch den der nördliche Teil der Stadt, das sogenannte Schnoienviertel, welches kaum aus der Asche neu entstanden war, vernichtet wurde. Diese drei großen Brände innerhalb eines kurzen Zeitraumes von 10 Jahren haben naturgemäß schwere Not über die Bevölkerung gebracht, denn außer den draußen liegenden Äckern und Gärten war nichts geblieben und das Geld reichte kaum zum Wiederaufbau der Häuser. Damals hat die Geistlichkeit, welche über große Mittel verfügte, große Teile der den Bürgern gehörigen Äckern, Wiesen und Gärten gekauft, wodurch es den Bürgern ermöglicht wurde, sich neue Wohnhäuser zu bauen. Eine alte Inschrift an dem linken Pfeiler unter der Orgel der Pfarrkirche gibt noch heute Zeugnis von diesen drei großen verheerenden Bränden. Aus den folgenden Jahren ist noch der Brand des Schlosses im Jahre 1557 zu erwähnen, kurz nach Antritt der Regierung des Herzogs Ulrich, welcher an der Stelle des abgebrannten Schlosses in den folgenden Jahren das heute noch stehende durch die Baumeister Franziskus Parr und Philipp Brandin neu errichten ließ. Auch in den nächsten Jahren und Jahrhunderten wird es in Güstrow noch reichlich gebrannt haben, denn in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden unter der Regierung von Herzog Gustav Adolf neue Verordnungen zur Bekämpfung des Feuers erlassen. Die zahlreichen Feuersbrünste veranlassten den Rat der Stadt nach neuen Mitteln zu suchen, um für die Bekämpfung und Löschung der Brände gerüstet zu sein. Eine Folge der in dieser Zeit häufig aufgetretenen Brände mag es auch gewesen sein, dass in diesen Jahren die Strohdächer in der Stadt Güstrow mehr und mehr verschwanden und durch Steindächer ersetzt wurden. Der Chronist Thomas erwähnt diese Verbesserung im Feuerlöschwesen ganz besonders und hebt hervor, dass nur ein Wunsch unerfüllt geblieben ist, nämlich die Schaffung einer bequemen Wasserleitung, aber er fügt hinzu, dass diese wenn das Schicksal es will, noch einmal von den Nachkommen erfunden werden möge. Anmerkung der Autoren: Die Inbetriebnahme einer Druckwasserleitung in Güstrow erfolgte erst 1889. Eine hieran erinnernde Inschrift an der Brunneneinfassung des Borwin-Brunnens lautet: „Zur Erinnerung an Heinrich Borwin II., Fürst zu Mecklenburg, dem Stifter der Stadt, ist nach Vollendung der Wasserwerke dieser Brunnen errichtet im Jahre 1889“.