11.1. Widmung und Dank

Wir wissen durch unsere Beschäftigung mit der Güstrower Stadtgeschichte, dass früher bei Bränden und anderen großen Gefahren der Wächter auf dem Turm der Pfarrkirche und die Nachtwächter in den Straßen die Alarmierung mit der Sturm- 
und Feuerglocke bzw. mit Feuerhörnern und Knarren vornahmen, um die Bürger auf Brände oder andere Gefahren aufmerksam zu machen. Vom Türmer der Pfarrkirche wurde, als Hinweis auf die Lage des Brandortes, bei Tage eine rote Fahne und des nachts eine Laterne in die betreffende Richtung aus dem Fenster des Turmes gehalten. Ängste um das eigene Leben und das meist bescheidene Gut vereinigten das Bürgertum bei der Bekämpfung der Brände. Damals war jeder männliche Einwohner der Stadt verpflichtet, schnell zum Brandort zu eilen und Hilfe bei der Brandbekämpfung zu leisten. Zwischen dem Türmer und der Feuerwehr wurden mithilfe blecherner Sprachrohre Informationen ausgetauscht, denn bis 1880 befand sich das Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr an der südlichen und das der städtischen Löschanstalt an der nördlichen Turmseite der damals noch fünfschiffigen Pfarrkirche. Seit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr im Jahre 1868 hat sich die Art und Weise der Brandbekämpfung ständig verbessert. Allein die immer schnellere Alarmierung der Feuerwehr, die eine wichtige Voraussetzung für die Schadensbegrenzung eines Brandes und daher von großer Bedeutung ist, verdeutlicht den bis heute erreichten technischen Fortschritt. Bei der Einrichtung der Güstrower Stadtfernsprecheinrichtung im Jahre 1892 wurden mit als erste der Turmwächter auf der Pfarrkirche, das Büro der Nachtwache im Rathaus und der Stadtbauschreiber, der seine Wohnung in der Baustraße 3 hatte, also in unmittelbarer Nachbarschaft des dort 1882 neu errichteten Spritzenhauses wohnte, angeschlossen. Nach der Einrichtung weiterer ca. 30 Fernsprechanschlüsse, vorwiegend in Geschäften und Handwerksbetrieben, wurden diese als Brandmeldestellen zur Entgegennahme und Weitermeldung von Bränden verpflichtet. Ab 1913 wurden Feuerwehrleute per Post-Telefon oder mithilfe von Klingelleitungen über zwei Schleifen (Schaltkreise für die Klingelleitungen) alarmiert. Seit dem 11.01.1930 gibt es in Güstrow ein öffentliches Wählfernsprechnetz, womit sich auch die Alarmierung der Feuerwehrleute weiter verbessern ließ. Seit 1990 werden die Bürger nicht mehr durch die Sirenen der Zivilverteidigung aufgeschreckt, die zu DDR-Zeiten auch vorwiegend als Mittel zur Alarmierung der Feuerwehren mit benutzt und die jeden Mittwoch um 13:00 Uhr, in Abhängigkeit vom Auslösestandort, örtlich, im Kreis, im Bezirk oder innerhalb der gesamten DDR ertönten. Heute im Zeitalter der Elektronik nutzt die Feuerwehr natürlich neben modernen Funkmitteln (es bestehen heute vier „Schleifen“ über die die Feuerwehrleute in Abhängigkeit von den Gefahrensituationen alarmiert werden. Leistungsfähige Systeme der Brandmeldung aus Betrieben und Einrichtungen werden genutzt. Selbstverständlich dient auch das Handy, dessen Verbreitung in den letzten 15 Jahren unerwartet gewachsen ist, zur Alarmierung und Führung der Feuerwehren. Wir sollten heute dennoch nicht mit Geringschätzung herabschauen auf eine Zeit, in der in sich in einmütiger Geschlossenheit und Opferbereitschaft noch die gesamte Einwohnerschaft unserer Stadt Güstrow zur Brandbekämpfung zusammen schloss und trotz der ihr zur Verfügung stehenden primitiven Löschmittel unsere Stadt vor großen Brandkatastrophen geschützt und dabei manches, vom Feuer bedrohtes Menschenleben, gerettet hat. Die Güstrower Freiwilligen Feuerwehr hat sich in 140 Jahren aus der Turnerfeuerwehr zu der heutigen öffentlichen Feuerwehr entwickelt. Die straff organisierte Freiwillige Güstrower Feuerwehr, die sich immer hauptsächlich aus ehrenamtlichen Mitgliedern zusammensetzte und nur zeitweilig (von 1938 bis 1945 und von 1949 bis 1989) durch berufsmäßig oder hauptamtlich eingesetzte Feuerwehrleute verstärkt wurde, sichert seit 140 Jahren den Schutz der Güstrower Bevölkerung, deren Wohn- und Arbeitsstätten und die öffentlichen Einrichtungen unserer Stadt.
In Deutschland, wo schon seit 1818 die ersten Feuerlöschgeräte durch die Firma Carl Metz (heute Rosenbauer) in Karlsruhe gebaut wurden und die Gründung der ersten Freiwilligen Feuerwehr 1841 in Meißen erfolgte und Conrad Dietrich Magirus 1866 in seinem Unternehmen als erster fahrbare Leitern und Feuerspritzen herstellte, sind heute in Städten, Gemeinden und Ortschaften mit weniger als 100.000 Einwohnern in der Regel Freiwillige Feuerwehren für den Brandschutz zuständig. Aber auch in Städten mit einer Berufsfeuerwehr haben sich Freiwillige Feuerwehren als Unterstützung vielfach bis heute erhalten bzw. werden in Folge der kommunalen Finanznöte wieder verstärkt ausgebaut.
Die Freiwilligen Feuerwehr Güstrow, die zu Recht im Mittelpunkt unserer Beiträge zur Geschichte der Brandverhütung und der Brandbekämpfung in Güstrow von den Anfängen bis zur Gegenwart steht, erfüllt heute Aufgaben, die weit über die ursprünglichen Aufgabe der Brandbekämpfung hinaus gehen. Vieles hat sich immer wieder im Verlaufe ihres Bestehens verändert und erweitert. „Retten, Bergen, Löschen, Schützen“ lautet heute das einheitliche Motto aller deutschen Wehren, doch wie in alten Zeiten stehen die Feuerwehrleute getreu ihrem Wahlspruch für unser Gemeinwesen im Einsatz.
Der Stadt zum Schutz, dem Feuer zum Trutz, dem nächsten zur Wehr, Gott zur Ehr. Den zahlreichen Güstrowern, die in der Vergangenheit und Gegenwart, sowohl die Bewohner als auch deren Besitz und unsere schöne Heimatstadt Güstrow vor Bränden und anderen Gefahren tatkräftig und selbstlos schützten, ist die Zusammenstellung dieser Beiträge zur Geschichte der Brandverhütung und der Brandbekämpfung in Güstrow anlässlich des 140. Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr der Barlachstadt Güstrow gewidmet.

Wir erinnern damit auch an
- die Planer und Erbauer der ersten künstlichen Wasserversorgung der Stadt mit hölzernen Rohrleitungen von 1567, deren Errichtung zur Brandbekämpfung nach den drei großen Stadtbränden (1503, 1508, 1512) von größter Bedeutung für das Fortbestehen der Stadt Güstrow war.

- die Bevölkerung der Stadt, die damals mit einfachen Mitteln erfolglos gegen die Großbrände in Güstrow kämpfte und dabei oft nur das eigene Leben retten konnte. Die dennoch weiter in Güstrow blieb, weil die Kirche durch den Ankauf eines Teils ihres Ackerlandes die Finanzierung des Wiederaufbaus ihrer Wohnstätten ermöglichte.

- den aufmerksamen Türmer der Pfarrkirche, der schon um 1600 frierend zum Schutz der Stadt Ausschau nach Bränden hielt, um die Güstrower zu warnen und zur Brandhilfe zu rufen.

- den letzten Güstrower Herzog Gustav Adolph, der 1676 eine für Mecklenburg beispielhafte „Feur-Ordnung“ erließ.

- die Bürgermeister und die „Rathsherren“, die einst den Brandschutz organisierten und die Brandbekämpfung unmittelbar vor Ort leiteten.

- den städtischen „Feuer-Meister“ von 1771 und seine 60 Mann starke städtische Löschmannschaft und an die Bürgerwehr, die von 1848 bis 1850 die Feuerwehraufgaben anstelle der Gesamtbürgerschaft übernahm und diese trotz allen Bemühens nicht ausreichend gut erfüllen konnte.

- die Turnerschaft des Männer-Turnvereins (M.T.V.), dessen Vorstand 1868 die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr durchsetzte und vorbildlich organisierte.

- alle Mitglieder, die als Freiwillige in dieserm Wehr seit 1868 tätig waren und sind. 

- die Angehörtigen die in den zeitweise bestehenden Berufsfeuerwehren in Güstrow tätig waren.

- die Vorstände, Wehrleiter bzw. Wehrführer und jeden Feuerwehrmann oder jede Feuerwehrfrau, die selbstlos und uneigennützig ihre umfangreichen Aufgaben in den Wehren erfüllten und gegenwärtig leisten und auch an die Jugendlichen, die sich auf den Dienst als Feuerwehrleute heute in der Jugendfeuerwehr vorbereiten.

- die Mitglieder der Güstrower Feuerwehren, die mutig und selbstlos für ihren Einsatz für das Gemeinwohl mit verschiedensten Auszeichnungen geehrt wurden und an die verstorbenen Kameraden aller Güstrower Wehren.

- den Feuerwehrverein der heutigen Barlachstadt Güstrow e. V., der sich als Nachfolger der Gründer der Freiwilligen Turnerfeuerwehr von 1868 sieht und der das Interesse an der Freiwilligen Feuerwehr der Barlachstadt Güstrow und dessen Geschichte, Gegenwart und Zukunft fördert, diese materiell und immateriell unterstützt und aus dessen Reihen von 1879 bis 1938 fünf zu Landesvereinsvorsitzenden des Mecklenburgischen Feuerwehrverbandes auf Landesfeuerwehrtagen gewählt wurden.

(Das Reichsgesetz über das Feuerlöschwesen vom 23. November 1938 bildete den Schlussstein für die seit 1933 von den Nationalsozialisten durchgeführte Einbindung des deutschen Feuerlöschwesens in die Polizei.
Der zuletzt gewählte Landesvorsitzende wurde schon 1936 zum nationalsozialistischen Landesführer der Feuerwehr, als er sich in den Feuerwehrbeirat des Reichsministeriums des Innern berufen ließ und damit das Wahlamt als Landevorsitzender der FF aufgab).

Wir hoffen, dass unsere zusammenfassende Bearbeitung, der an verschiedenen Stellen vorhandenen Dokumente und Aufzeichnungen über einen bedeutenden Bereich der Stadtgeschichte, in dieser „Studie zur Geschichte der Brandverhütung und der Brandbekämpfung in Güstrow, von den Anfängen bis zur Gegenwart“, nicht nur das Interesse der stadtgeschichtlich interessierten Mitbürger und der traditionsbewussten Feuerwehrmänner findet, sondern auch als Archivalie zur Geschichte der Feuerwehr und als Teil der Stadt- und Vereinsgeschichte in unserer Heimatstadt Güstrow auch später noch Interessenten findet.
Mit dieser Erwartung werden wir auch von dieser Studie wieder Manuskripte an die Güstrower städtischen Einrichtungen Museum, Archiv und Bibliothek übergeben.

Wir bedanken uns
- für die Anregung zu dieser Studie und für die umfangreiche kompetente Unterstützung bei der Erstellung derselben, bei dem ehemaligen bzw. aktiven Güstrower Wehrführer Dieter Hagemann bzw. Hannes Möller, die beide die Tradition der FF umsichtig pflegen und uns den Aktenbestand und die Vitrinen der FF zugänglich machten.

- bei den Kameraden Karl-Friedrich Kröger und Werner Holst, die uns in Gesprächen aus ihrer langjährigen leitenden Tätigkeit in der Berufsfeuerwehr Erkenntnisse und Informationen aus der rund 40-jährigen Geschichte des Kommando Feuerwehr in Güstrow vermittelten.

Unser Dank gilt den geduldigen Mitarbeiterinnen des Museums der Stadt Güstrow, Frau Dieckow-Plassa und Frau Reinke, sowie Frau Heidler, von der angegliederten historischen Bibliothek und ebenso Frau Soltwedel vom Stadtarchiv Güstrow „Heinrich Benox“, die uns alle hilfsbereit mehrfach Einblicke in historische Dokumente ermöglichten.

Wir bedanken uns auch wieder herzlich bei Herrn Rainer Benox, der seit langem unsere Studien zur Stadtgeschichte mit Bildmaterial und Schriftstücken aus dem Familienarchiv unterstützt.

Die Autoren 
Dieter Kölpien & Gernot Moeller