11.8 Die Güstrower Feuerwehr von 1949 bis 1989
Dieter Kölpien & Gernot Moeller, 2008 nach Informationen von Karl-Friedrich Kröger und Werner Holst

Gemäß einer Verfügung wurden 1949 die Feuerwehr und das Stadtbrandschutzamt Güstrow dem Landesbrandschutzamt in Schwerin unterstellt. Die Finanzierung der Feuerwehren erfolgte damals aus Mitteln des Innenministeriums des Landes Mecklenburg. Erste Anschaffung nach dem Kriege war im Jahre 1949 ein LF 8 vom Typ Mercedes, ein Vorkriegsmodell. Dieses Fahrzeug hatte durch eine weiche Federung eine schlechte Straßenlage. Bei Einsatzfahrten musste die Gruppe durch Gewichtsverlagerung nach dem Kommando "Kurve rechts" auch auf diese Seite rücken. Durch die Einrichtung einer Berufsfeuerwehr in Güstrow um 1952 ging die anfängliche nach dem Kriege erlangte Bedeutung der Freiwilligen Feuerwehr wieder zurück. Die in Güstrow um 1952 gebildete Berufsfeuerwehr unterstand zunächst dem Landesbrandschutzamt. Der erste durch die Landesregierung eingesetzte Wehrleiter der Güstrower Berufsfeuerwehr war Rudolf Siggelkow. Berufsfeuerwehren waren in Städten mit 50 000 Einwohnern einzurichten. Die Güstrower Berufswehr war als leistungsstarke Berufswehr zwischen den Städten Schwerin und Rostock (Dislokalisation) abweichend von diesem Grundsatz errichtet worden. Sie war für die Brandbekämpfung im alten Kreis Güstrow tätig. In ländlichen Bereichen wurden Löschgemeinschaften gebildet. Erst als im Jahre 1955 die Berufsfeuerwehr stark reduziert wurde, erfolgte wieder eine sehr starke Einbeziehung freiwilliger Kräfte. Die Brandbekämpfung war danach vollständig durch die ehrenamtlichen Kräfte abzusichern. Das beanspruchte die Freiwillige Feuerwehr jedoch damals so stark, dass es über deren Kräfte ging. Personell und materiell waren die im Ehrenamt tätigen Feuerwehrleute nicht mehr in der Lage, neben der täglichen Arbeit bis zu 36 Einsätze im Monat durchzuführen. Die frühere Entscheidung wurde zurückgenommen. Die Freiwillige Feuerwehr kam danach nur noch dann zum Einsatz, wenn die Kräfte und Mittel der Berufswehr nicht ausreichten, um einen Brand zu liquidieren. Dieses Nebeneinander zweier Feuerwehren führte oft zu Problemen und Spannungen in der Organisation der Einsätze. Jede Wehr hatte so ihre eigenen Vorgehensweisen bei der Arbeit. Letztendlich gewann jedoch die Einsicht, dass nur ein Miteinander den gewünschten Erfolg bringen konnte. Gemeinsame Sicherheitswachen im Theater, im Zirkus und bei anderen Großveranstaltungen, gemeinsame Übungen und die Unterstützung bei Schulung und Ausbildung durch das Kommando Feuerwehr waren das Gerüst eines zweckmäßigen Miteinanders. Mit dem Brandschutzgesetz von 1956 ist dann eine vollständige Veränderung des Brandschutzes in der DDR festzustellen. Dazu wurden mit gesetzlichen Regelungen unter der Bezeichnung „Örtliche Brandschutzorgane in den Städten und Gemeinden sowie Einrichtungen“: die Freiwilligen Feuerwehren, die Pflichtfeuerwehren und die Brandschutzverantwortlichen sowie andere mit Brandschutz beauftragte Personen vereinigt. Mit dem Gesetz zum Schutze von Brandgefahren wurden die durch die Landesbrandschutzämter geführten Berufsfeuerwehren in die Deutsche Volkspolizei, Abteilung eingegliedert. Brandschutzinspektionen und Feuerwehrkommandos waren somit vollkommen verstaatlicht. Der Kommandeur der Abt. Feuerwehr des VPKA Güstrow war ab 01.01.1974 bis 30.06.1990 Karl-Friedrich Kröger. Er trat am 01.12.1949 in den Feuerwehrdienst in Güstrow ein und leitete nach seiner mehrjährigen Ausbildung zum Ingenieur zunächst 14 Jahre die Feuerwehr in Bützow, die dem Güstrower Kommando unterstand. Heute (2008) ist er das dienstälteste Mitglied der FF Güstrow. Die Wachabteilung wurde zuletzt ab 1984 bis zur Abberufung der letzten VP-Angehörigen im Oktober 1990 von Werner Holst geleitet. Werner Holst scheidet nach insgesamt 40-jähriger Tätigkeit in Einrichtungen der Brandbekämpfung und des Brandschutzesin der DDR und in der BRD im November 2008 aus dem Dienst beim Landkreis Güstrow aus, wo er zunächst nach der Wende sowohl für die Leitstelle als auch für das Feuerwehrtechnische Zentrum des Landkreises zuständig war. Die Leitstelle ist heute ein Eigenbetrieb. In der Abteilung Feuerwehr des VPKA Güstrow gab es seinerzeit das Kommando Feuerwehr. Innerhalb des Kommandos existierten zwei Wachabteilungen mit je 27 Wehrmännern, die sich im 24-Studen-Diensten ablösten. Einen Tagesdienst, der sich mit der Einsatzplanung, Anleitung von etwa 100 FF, Brandschutzkontrollen in Betrieben, Ausbildung und Weiterbildung von Angehörigen der Betriebsfeuerwehren, Brandinspektion und Analyse der Brandursachen und auch polizeilichen Ermittlung nach Bränden beschäftigte. Es gab zunächst eine Sollstärke von 66 Personen, die später (um 1986) auf 45 Personen durch Verringerung der Kräftezahl in den beiden Wachabteilungen auf je 17 geändert wurde. Die Abteilung Feuerwehr des Volkspolizeikreisamtes (VPKA) war in der Prahmstr.16/17 untergebracht. Das Objekt war durch eine Enteignung des Busunternehmens Bressem (Güstrower Stadtbusbetrieb) nach 1945 Eigentum der Stadt Güstrow geworden. Auf dem Bild von links nach rechts Wachleiter Peter Rebbin, Rudi Horn, Dieter Niehusen, Werner Holz, Klaus Schröder, Hans-Jürgen Weiß, Manfred Schönrock, Wolf-Dieter Rühs, Horst Ohde, Karl-Friedrich Jarchow, Peter Schulz, Werner Schumann, Kurt Bojarra, Harmut Müller, Willi Böttcher, Helmut Wiener, Walter Salchow, Kommandoleiter Walter Meyer
Abbildung 19, Eine Wachabteilung des Kommando Feuerwehr 1968.
Die Freiwillige Feuerwehr war sehr stolz darauf, dass ihr im Jahr 1958 ein modernes Fahrzeug mit Tragkraftspritze TS 8 auf einem Granit 27 übergeben wurde. 1963 kam ein Allradlöschfahrzeug mit der Bezeichnung Löschfahrzeug - Lastkraftwagen - Tragkraftspritze 8 - Schlauchtransportanhänger (LF-LKW-TS 8-STA) hinzu. Mit diesem Fahrzeug gab es keine Probleme, auch in die entlegensten Dörfer zu gelangen. Mit der Nachwuchsarbeit für die Feuerwehren ging man bei der FF ab 1964 gezielt zu Werke. Im Lehrlingswohnheim der LPG „Florian Geyer“ waren junge Leute untergebracht, unter denen sich eine ganze Reihe Feuerwehrinteressierter befanden. Unter ihnen auch Mädchen. Einige Kameraden bildeten diese gemischte Gruppe Jugendlicher aus. Der bereits genannte Granit 27 diente als Zugfahrzeug. Diese Lehrlinge gingen als junge Facharbeiter in ihre Heimatorte zurück und waren willkommener Zuwachs bei den dörflichen Feuerwehren. Mit der Ansiedlung neuer und der Erweiterung alter Betriebe wurde die Notwendigkeit einer ständig steigenden Einsatzbereitschaft immer dringlicher. Die größeren Betriebe gründeten eigene Feuerwehren. Mit diesen wurden über den Rat der Stadt Verträge mit dem Ziel abgeschlossen, alle Feuerwehrkräfte konzentriert einsetzen zu können. Mit den Betriebsfeuerwehren der Fa. Bruchhäuser und des VEB Landmaschinenbau konnten seit 1964 auf viele gemeinsame Aktivitäten zurückgeblickt werden. Bewährt hatte sich diese Zusammenarbeit bei dem Brand 1967 im Küchenmöbelwerk, 1971 beim Lagerhausbrand in der Burgstraße und 1976 im Güstrower Türenwerk. In 14 Güstrower Betrieben bestanden Betriebsfeuerwehren. Zum 100-jährigen Bestehen im Oktober 1968 machte die Wehr mit einer großen Schauübung auf dem Markt und mit einem historischen Umzug auf sich aufmerksam.Abbildung 20, Übung auf dem Güstrower Markt 1983 1868 2008 Güstrower Feuerwehr Dieter Kölpien & Gernot Moeller 50Prahmstraße 16/17 4. Reihe (v.l.n.r.): 15 Lehrlinge der Kommandostelle bei der LPG „Florian Geyer“ und Kam. Hans Schmidt 3. Reihe (v.l.n.r.): Kam. Heinz Fienke, Peter Lohf, Erwin Hollinger, Rolf Rühle, Detlef Laabs, Norbert Müller, Karl-Heinz Achtelick, Erich Alisch, Eckhard Jeromin, Heinrich Seeman, Horst Dieter Weise, Egon Mense 2. Reihe (v.l.n.r.): Kam. Ludwig Wend, es folgen 12 Lehrlinge der Kommandostelle bei der LPG „Florian Geyer“, Kam. Irene Füllgraff, Hans Garling, Otto Schwanbeck 1. Reihe sitzend (v.l.n.r.): Kam. Georg Hohn, Heinz Kahl, Friedrich Lohf, Werner Nowacka, Dieter Hagemann, Franz Bömningen, Hans Mense, Franz Hagemann, Dieter Freier, Dieter Buchholz, Horst Lohf, Karl Köpcke, Max Krogmann, Werner Köhn, Erich Friis, Adolf Gienapp
Abbildung 21, Das Foto zeigt die „Freiwillige Feuerwehr“ Güstrow 1968 auf dem Hof des Kommando Feuerwehr. 1973 wurde der Wehr ein Mehrzweckfahrzeug übergeben. Dieses Fahrzeug konnte als Lösch-, Tanklösch-, Schlauch-, Geräte- und als Mannschaftstransportwagen oder LKW umgerüstet werden. Mit der Zuführung eines LF auf W 50 Basis und einem B 1000 wurden die Räume in der Baustraße endgültig zu eng. Nach fast 100-jähriger Nutzung zogen die Feuerwehrleute 1981 in das jetzige Gerätehaus im Langendammscher Weg um. Für 800.000 Mark entstand ein modernes Haus, in dem alle Technik untergebracht wurde. Erstmalig konnten die Feuerwehrleute einen großen Schulungsraum und vernünftige Sanitärräume in Besitz nehmen. Mit der Vergabe des Titels „Vorbildliche Freiwillige Feuerwehr" und dem Ehrennamen „Wilhelm Höcker“ 1986 wurde die kontinuierliche Entwicklung und Einsatzstärke der Feuerwehr gewürdigt. Hieran hatten der Wehrleiter Dieter Hagemann und sein Stellvertreter, Bezirksschornsteinfegermeister Dieter Buchholz, der sich besonders um den vorbeugenden Brandschutz in Wohnungen, Betrieben und Einrichtungen kümmerte, herausragenden Anteil.
Abbildung 22, Landrat Höcker bei einer Schauübung FF vor 1932. 1986 verfügt die Wehr über 50 operative Kräfte und 30 im vorbeugenden Brandschutz tätige Angehörige. 4 moderne LF standen stets einsatzbereit in der Halle. Zwei weitere wurden im kommenden Jahr zugeführt. Mit der in der Vorbereitung des Fünfjahrplanes 1986 bis 1990 wurde die zentrale Festlegung getroffen, bis Dezember 1989 die Berufswehren in Orten mit weniger als 60.000 Einwohnern aufzulösen. Damit kam auf die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr in Güstrow eine gewaltige Aufgabe zu. Die Strukturänderung im Feuerwehrwesen der DDR sollte planmäßig in Jahresschritten bis zum 31.12.1989 abgeschlossen sein. Durch die politische Wende im Herbst 1989 und den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland wurden die organisatorischen Maßnahmen, z.B. die Übernahme des Kommandos Feuerwehr durch die Kreis- und Stadtverwaltung als Kommandostelle der FF gestoppt. Die Produktionseinstellung der volkseigenen Betriebe, deren Abwicklung, der Personalabbau und der damit verbundener Wegfall der Betriebsfeuerwehren für das Diensthabenden-System, führten zu einer Schwächung des Schutzes der Bevölkerung in dieser Zeit. Die Änderung der kommunalen Strukturen und die Umstellungen der Feuerwehren auf die Organisationsformen der alten Bundesländer führten zur Fortsetzung der Auflösung des Kommandos Feuerwehr. Alle Aufgaben der Brandbekämpfung, der Hilfeleistung, des Umweltschutzes lag nun in den Hände der FF. Die ehemaligen Gebäude des damaligen Kommandos Feuerwehr in der Prahmstraße 16/17 wurden durch noch verbliebene ehemalige Berufsfeuerwehrleute umgebaut. Sanitär- und Aufenthaltsräume wurden im Garagentrakt hergerichtet. Die geplante Kommandostelle-Nord wurde hier von einer Kräftegruppe der Freiwilligen Feuerwehr gebildet, die mit ihrer Einsatztechnik von dort zu Einsätzen in den Nordteil Güstrows und seiner Umgebung ausrückt. Das Vorderhaus wurde als Leitstelle für den Katastrophen-, Brand- und Zivilschutz der Kreisverwaltung Güstrow genutzt. Somit endete das fast 40-jährige Bestehen der Berufsfeuerwehr der Abteilung Feuerwehr beim Volkspolizeikreisamt Güstrow. In den unteren Räumen des ehemaligen Spritzenhauses und im stillgelegten ehemaligen Wasserturm befand sich ab 1986 bis in die1990er Jahre die zentrale Schlauchwasch- und -trocknungsanlage der Kreisverwaltung für alle Feuerwehren im Kreis Güstrow. Die Berufsfeuerwehrleute wurden nach der schrittweisen Auflösung der Berufswehr sozialverträglich und meistens unter Berücksichtigung der erworbenen Spezialkenntnisse anderweitig tätig. 

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Auf dem Bild von links nach rechts Wachleiter Peter Rebbin, Rudi Horn, Dieter Niehusen, Werner Holz, Klaus Schröder, Hans-Jürgen Weiß, Manfred Schönrock, Wolf-Dieter Rühs, Horst Ohde, Karl-Friedrich J
Kommando Feuerwehr

Auf dem Bild (v.l.)
Wachleiter Peter Rebbin, Rudi Horn, Dieter Niehusen, Werner Holz, Klaus Schröder, Hans-Jürgen Weiß, Manfred Schönrock, Wolf-Dieter Rühs, Horst Ohde, Karl-Friedrich Jarchow, Peter Schulz, Werner Schumann, Kurt Bojarra, Hartmut Müller, Willi Böttcher, Helmut Wiener, Walter Salchow, Kommandoleiter Walter Meyer

Das Foto zeigt die „Freiwillige Feuerwehr“ Güstrow 1968 auf dem Hof des Kommando Feuerwehr


4. Reihe (v.l.): 15 Lehrlinge der Kommandostelle bei der LPG „Florian Geyer“ und
Kam. Hans Schmidt
3. Reihe (v.l.): Heinz Fienke, Peter Lohf, Erwin Hollinger, Rolf Rühle, Detlef Laabs,
Norbert Müller, Karl-Heinz Achtelick, Erich Alisch, Eckhard Jeromin, Heinrich Seeman,
Horst Dieter Weise, Egon Mense
2. Reihe (v.l.n.r.): Ludwig Wend, es folgen 12 Lehrlinge der Kommandostelle bei der LPG „Florian Geyer“, Irene Füllgraff, Hans Garling, Otto Schwanbeck
1. Reihe sitzend (v.l.): Georg Hohn, Heinz Kahl, Friedrich Lohf, Werner Nowacka, Dieter Hagemann, Franz Bömningen, Hans Mense, Franz Hagemann, Dieter Freier, Dieter Buchholz, Horst Lohf, Karl Köpcke, Max Krogmann, Werner Köhn, Erich Friis, Adolf Gienapp